Tatort Einheit - Verbrechen der Wendezeit
November 1989: Die Mauer ist gefallen, die DDR befindet sich in Auflösung. Das alte System zerfällt, das neue ist noch nicht da. Mit Öffnung der Grenze wird der Osten zum Eldorado für Kriminelle.
Geschäftemacher aus beiden Teilen Deutschlands und ehemals Mächtige mit Insiderwissen nutzen das Vakuum zur persönlichen Bereicherung. Ex-Parteifunktionäre verschieben Millionen ins Ausland. Denn die SED war eine der reichsten Parteien Europas.
1989 beläuft sich das Vermögen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands auf 6,1 Milliarden DDR-Mark. Hinzu kommen Firmen und Immobilien. Funktionäre sowie das Ministerium für Staatssicherheit entwickeln außerordentlich kreative Ideen, um möglichst viel Vermögen ins Ausland oder in die neue Marktwirtschaft zu retten.
Nach Einführung der D-Mark gibt es für DDR-Betriebe eine Übergangsregelung: Bei internationalen Geschäften mit Partnern der DDR wird mit einer Scheinwährung, dem Transferrubel, gehandelt. Nach der Währungsreform ist es befristet erlaubt, Transferrubel in harte D-Mark umzutauschen. Eine Zeit bizarrer Scheingeschäfte beginnt, an denen Unternehmer aus Ost und West Millionen verdienen.
Der Film zeigt exemplarisch sieben Straftaten, die erst durch den Mauerfall möglich wurden - zum Beispiel Banküberfälle und Kunstraube. Ab November 1989 häufen sie sich im Osten Deutschlands, denn Banken und Museen sind kaum gesichert.
Auch Subventionsbetrug, Geschäfte mit Sondermüll und betrügerische Aneignung von Immobilien sind typische Vergehen in der DDR. Bis zum Jahr 2000 wurde in rund 62 000 Fällen ermittelt. Trotz Gründung zentraler Ermittlungsstellen konnte nur ein kleiner Teil der Taten aufgeklärt werden. Auf 26 Milliarden D-Mark wird der Schaden geschätzt - bislang sind nur etwa fünf Milliarden aufgespürt worden.
Der Filmemacher Lutz Rentner zeigt in "Tatort Einheit" die kriminellen Dimensionen dieses Kapitels der deutschen Wiedervereinigung.
Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 17.01.2021 um 06:30 Uhr auf ZDFinfo.
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