Shalom und Alaaf

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

In Köln wird 2017 ein Kleinstkarnevalverein gegründet, scheinbar eine Alltäglichkeit, tatsächlich sind die "Kölsche Kippa Köpp" der erste registrierte jüdische Karnevalverein Kölns - sogar weltweit einzigartig.
Die Vereinsgründung wird mitinitiiert vom Präsidenten des Festkomitees des Kölner Karnevals: Christoph Kuckelkorn.
"Der Karneval hier in Köln ist ein Abbild der Gesellschaft. Jedes Teil der Gesellschaft ist vertreten im Karneval und uns fehlte ein kleiner Teil, der vor dem Krieg sehr präsent war, nämlich der jüdische Karneval. Und da war es ein großes Anliegen, dass dieses Element wieder zurück auch in den Karneval findet. Es hat einen Platz in der Gesellschaft, das jüdische Leben und natürlich dann auch konsequenterweise im Karneval," sagt Kuckelkorn im WDR-Film.
Mit "Schalom, Alaaf" widmet der Kölner Musiker Rolly Brings den Kölsche-Kippa-Köpp ein Lied. Er möchte zeigen, dass die Juden nicht allein sind. Er erzählt im Film seine Beweggründe. Für die WDR-Dokumentation spielt die Band "Brings" den Song zum ersten Mal ein.
"Jüdische und nichtjüdische Karnevalisten Seite an Seite gegen die alten und neuen Nazis. Ich wünsche mir, dass das Lied irgendwann zum Repertoire gehört, dass es also normal wird, dass im Karneval Shalom und Alaaf gesungen wird", sagt Rolly Brings.
Die Kippa Köpp haben ein Vorbild - zur Zeit der Weimarer Republik gab es schon närrische Kölner Juden. Der jüdische "Kleiner Kölner Klub", lud Karnevalgrößen wie Willi Ostermann und Karl Küpper zu seinen Sitzungen und war unverzichtbar in der Kölner fünften Jahreszeit.
Die Dokumentation erzählt von Juden und Karneval - heute und in der Vergangenheit - und damit von einem weitgehend unbekannten Kapitel jüdischen Lebens in Deutschland.
Der Film beleuchtet das jüdische Leben in Deutschland, heute und früher, aus einer besonderen Perspektive.
Zudem begleitet der Film die Vorstandsmitglieder Aaron Knappstein und Volker Scholz-Goldenberg bei ihrer Recherche zu den Ursprüngen der jüdischen Jekken in Köln, über das "närrische Treiben" der leidenschaftlichen Karnevalisten und Kölner, aber auch über ihre bewegenden Schicksale. Der Film zeigt die verbindenden Elemente zwischen jüdischer Kultur und dem Kölner Karneval, aber auch wie Antisemitismus schließlich im Karneval Einzug hielt.
Der Kölner Rabbiner Yechiel Brukner schaut im Film aus seiner Sicht auf den Karneval und erklärt, was Karneval und das jüdische Fest Purim gemein haben: "Angst, Schreck, Horror - ja, so war Karneval am Anfang. Und ich kenne dazu eigentlich kein Tandem im Judentum, auch wenn wir natürlich auch unseren Purim haben, der gewisse Parallelen aufzeigt, aber nicht zu dem, was wir da gesehen haben. Kölsche Kippa Köpp - Das hat mir viel zu denken gegeben. Und dann habe ich allmählich verstanden, Karneval ist eigentlich etwas ganz Positives. Karneval hat vor allem soziale Aspekte, die gerade auch jetzt in der Corona-Zeit, obwohl Karneval nicht ausgelebt werden darf in seiner traditionellen Form, wegen der Rücksichtnahme auf die Gesundheit der Menschen, auf das Leben, zum Ausdruck kommen." (Rabbi Yechiel Brukner)
Gerhard Küpper berichtet aus den Erinnerungen seines Vaters Karl. Zu Wort komm auch der Herausgeber der Wochenzeoitung "Die Zeit", Josef Joffe. Er erzählt jüdische Witze und erklärt ein bisschen den besonderen jüdischen Humor.
Ein Film von Nina Koshofer und Allon Sander

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 10.02.2021 um 23:00 Uhr auf WDR.

10.02.2021
23:00
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
10.02.2021 23:00 Uhr WDR