Die ersten Menschen
Vom Wald in die Savanne
Pierolapithecus heißt ein früher Waldbewohner, der zwar noch kein Mensch, aber trotzdem ein entfernter Vorfahr gewesen sein könnte. Das Wesen lebte als Schwinghangler in tropischen Regenwäldern auf dem Gebiet des heutigen Spanien. Einige Wissenschaftler trauen dem Pierolapithecus zu, schon ähnlich versiert im Werkzeuggebrauch gewesen zu sein, wie heute lebende Menschenaffen. Als erstes Werkzeug überhaupt gilt der Stock. Mit ihm konnten die frühen Affen bereits Insekten wie Ameisen und Termiten aus ihren Bauten angeln. Sogar für die Entstehung des aufrechten Gangs waren vermutlich Wesen wie Pierolapithecus ausschlaggebend. Er war ein vergleichsweise schwerer Primat ohne Greifschwanz, der schon auf zwei Beinen über die größeren Äste der Urwaldbäume balanciert sein soll. Noch einen Schritt weiter auf dem Weg zur Menschenähnlichkeit war ein aufrechtgehender Menschenaffe, den man heute als Sahelanthropus oder Toumai bezeichnet. Er lebte vor sechs bis sieben Millionen Jahren in der Region des heutigen Tschad und hatte sich offenbar bereits an ein Leben auf dem Waldboden gewöhnt. Sein aufrechter Gang war noch etwas ungelenk, könnte aber trotzdem ein Evolutionsvorteil gewesen sein, weil Toumai als Zweibeiner die Hände frei hatte. Sein Werkzeuggebrauch soll im Vergleich zu dem anderer Affen weiterentwickelt gewesen sein. Nüsse knacken mit Steinen könnte wie bei den Schimpansen der Gegenwart von Generation zu Generation weitergegeben worden sein. Ein weiterer Wendepunkt wird für die Zeit vor zwei Millionen Jahren angenommen. Die große Gruppe der Australopithecinen besiedelte schon seit längerem große Teile Afrikas. Der wohl berühmteste Vertreter dieser Art, Lucy, galt lange als Urmutter der Menschheit. Mittlerweile halten viele Forscher ihre Linie jedoch für ausgestorben und trauen stattdessen dem Australopithecus sediba zu, ein direkter Vorfahr des Menschen gewesen zu sein. Sein Körperbau zeigt so viele moderne Anteile, dass einzelne Wissenschaftler ihn sogar als frühen, vielleicht sogar ersten Vertreter der Gattung "Homo" sehen. Immer neue Wesen mit teilweise menschlichen, teilweise tierischen Merkmalen wurden in den letzten Jahren entdeckt. Der wissenschaftliche Diskurs über die Frage, welches von ihnen noch Affe oder schon Mensch gewesen ist, erscheint symptomatisch für die Tatsache, dass die Grenzen immer stärker verwischen. Für die Pariser Primatologin Sabrina Krief steht schon heute fest, dass die strikte Trennung zwischen Mensch und Menschenaffe wissenschaftlich nicht zu begründen ist: "Heute existieren offiziell sechs Affenarten. Menschen sind einfach die siebte Art unter den anderen großen Affen. Die alte Hierarchie mit dem Menschen an der Spitze der Pyramide über all den anderen Primaten, ist überholt."
Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 09.03.2021 um 20:15 Uhr auf phoenix.
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