Flussgeschichten

Von der Steinzeit bis heute sind Seen und Flüsse die Lebensader der Zivilisation. Sie spenden Trinkwasser, ermöglichen Handel, die Fließkraft erzeugt Energie. Die SWR Doku geht auf eine historische Entdeckungsreise durch den Südwesten - zu verwunschenen Seen, geheimnisvollen Untiefen und abgelegenen Wildbächen. Wie hat das Wasser das Land und das Leben der Menschen über die Jahrtausende geprägt? An den neolithischen Pfahlbauten am Federsee sucht die Archäologin Dr. Renate Ebersbach während ihrer Ausgrabungen nach Überresten der Zivilisation. Jeder kleinste Fund kann das bisherige Bild des Lebens der menschlichen Vorfahren auf den Kopf stellen. Warum hat man sich genau hier angesiedelt? Wurde damals schon Handel über die Zuflüsse des Sees betrieben und wenn ja, mit welchen Ländern? Der bedeutende Fund der Römerschiffe in der Innenstadt von Mainz liegt schon etwas zurück, doch Dr. Ronald Bockius beschäftigt heute noch die Frage, was die römischen Soldaten am Rhein damals bewegte. Ein Fund einer kleinen Münze beispielsweise kann vielleicht Aufschluss geben. Als die Eisenbahn aufkam, erhielt die Schifffahrt Konkurrenz. Um mithalten zu können, wurde eine 115 km lange Kette im Neckar versenkt. Die sogenannten Neckaresel zog man flussauf- und abwärts. Walter Zimmermann und Roger Staudt sind heute noch fasziniert von dieser Kettenschifffahrt, einem einmaligen Kapitel in der Geschichte der Technik. Wie lief ein Kettenwechsel ab, wenn sich die Schiffe in einer Kurve begegneten? Wassermühlen entstanden überall dort, wo die Fließkraft der Bäche stark war. Der leidenschaftliche Müller Hartmut Kugler betreibt eine der letzten Mühlen im schwäbischen Wald. Lohnt sich das? Und was tun, wenn Tochter Lisa nach dem Vorbild großer Industriemühlen und gegen die Vorstellung des Vaters modernisieren will? Um das hohe Verkehrsaufkommen in den Griff zu bekommen, verschwand in Idar-Oberstein vor mehr als 30 Jahren die Nahe unter einem Betondeckel einer vierspurigen Straße. Vermisst man dort heute den Fluss? Für den Metzger Ernst Bohrer ein klarer Fall: Hätte Mark Twain die Nahe gekannt, hätte er von ihr ähnlich geschwärmt wie für den Mississippi. Mit umfangreichem historischem Filmmaterial illustriert die Doku das Leben an Flüssen und Seen - früher im Südwesten. Sie macht deutlich, wie stark das Wasser den Alltag und die Identität der Menschen im Südwesten beeinflusst und geprägt hat.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 02.04.2021 um 02:40 Uhr auf SWR.