Abenteuer Klosterstadt Meßkirch - Bauen wie im Mittelalter

Geschichte im Südwesten

Es schien wie ein verrückter Plan: In Meßkirch nahe des Bodensees sollte nach und nach eine komplette Klosterstadt mit rund 50 Gebäuden entstehen, darunter Schlaf- und Wohnräume, eigener Brauerei und einer gewaltigen, rund 70 Meter langen Kirche. Die Vorlage lieferte der sogenannte "Sankt Galler Klosterplan", den die Mönche des Klosters Reichenau im frühen neunten Jahrhundert entworfen hatten. Rund 1200 Jahre später sollte dieser Plan Wirklichkeit werden. Wer die in einem Wald gelegene Baustelle betrat, wurde unweigerlich in längst vergangene Zeiten katapultiert, denn die Bauarbeiten fanden konsequenterweise unter denselben Bedingungen wie im neunten Jahrhundert statt: Handarbeit war angesagt, ohne Bagger, Kran und Bohrmaschine. Dafür gab es Zustände wie im Mittelalter. Holzfäller schlugen im Wald Bäume, Zimmermänner bauten damit Hebevorrichtungen und Gebälk, Köhler produzierten Holzkohle für den Schmelzofen, Schmiede stellten Werkzeuge und Nägel her, Steinmetze bearbeiteten Steine, Fuhrleute transportierten mit ihren Ochsenkarren Baustoffe und Töpfer sowie Korbflechter fabrizierten die zum Transport notwendigen Behältnisse. Keine einfachen Aufgaben, denn wer hat schon praktische Erfahrungen im mittelalterlichen Klosterbau? Die "Campus Galli" genannte Baustelle war ein Projekt, das es so in Deutschland noch nie gab. Ein gigantischer Freilandversuch der experimentellen Archäologie. Das vom Aachener Journalisten Bert M. Geurten ins Leben gerufene Bauprojekt erhielt eine öffentliche Starthilfe in Höhe von rund einer Million Euro. Langfristig sollte sich die Baustelle durch Eintrittsgelder vollständig selbst finanzieren über einen Zeitraum von mindestens 40 Jahren. SWR Autor Reinhard Kungel und sein Team haben die ersten drei Jahre des "Abenteuers Klosterstadt" mit der Kamera festgehalten. Eine beeindruckende Zeitreise.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 13.04.2021 um 23:30 Uhr auf SWR.