Erzfeinde im Kosovo

Albaner und Serben streiten um Trepca-Mine

Miodrag Kragović ist Bürger Kosovos - und Serbe. Und auch 14 Jahre, nachdem Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt hat, vertritt er die offizielle Meinung Belgrads, dass sein Land noch eine Provinz Serbiens ist. Miodrags Abneigung gegen seine ethnisch-albanischen Landsleute geht so weit, dass er für eine Operation lieber sechs Stunden Fahrt in die Hauptstadt Serbiens auf sich nimmt, als sich im nur 40 Kilometer entfernten Pristina, der Hauptstadt Kosovos, behandeln zu lassen. Mitrovica, in dem die Zentrale des Bergbaukonzerns Trepĉa steht, ist wie ganz Kosovo geteilt: Der Fluss Iba trennt den Nordteil vom Süden. Eine Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten gibt es so gut wie nicht. Ohne die brach liegende Zinkhütte und Bleischmelze im serbischen Teil, wo auch Miodrag früher gearbeitet hat, können die geförderten Erze nicht weiterverarbeitet werden, und mögliche Profite bleiben dadurch aus. Bergmann Eset Meha aus dem Süden Mitrovicas kann sich seit dem Kosovo-Krieg nicht vorstellen, je wieder mit Serben zusammenzuarbeiten. Doch ohne Kooperation ist die Existenz des Konzerns bedroht. Der Kosovo-Albaner Mustafa Bajram ist von der Regierung eingesetzt, um zwischen den nördlichen und südlichen Konzernteilen zu vermitteln. Er kann die Erinnerung an Gräueltaten aus dem Krieg nicht verdrängen. Noch heute fällt es ihm schwer, serbisch zu sprechen - auch wenn er die Sprache perfekt beherrscht. Doch im Interesse von Staat und Konzern nimmt er es auf sich und verhandelt mit dem Norden in der Sprache des ehemaligen Feindes.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 24.06.2022 um 02:15 Uhr auf Phoenix.

24.06.2022
02:15
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
24.06.2022 02:15 Uhr Phoenix
21.06.2022 16:00 Uhr Phoenix