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scobel - Es werde Mensch

60min
Quelle: Pressebild (zdfPresse2022)
Quelle: Pressebild (zdfPresse2022)

Der Stammbaum der Menschheit muss aktualisiert werden: Die Entwicklung war nicht linear. Verschiedene Frühmenschenarten haben zeitgleich gelebt.

Zu dieser neuen Theorie führen etliche Entdeckungen aus den letzten Jahren. Gert Scobel diskutiert mit der Professorin für Frühgeschichte & Paläoanthropologie Miriam Haidle, dem Archäologen und Prähistoriker Harald Meller sowie dem Biologen Benjamin Peter.

Wir wissen jetzt mehr über Kommunikation und Verwandtschaftsverhältnisse, über das Familienleben der Neandertaler, die ersten Europäer und große Migrationsbewegungen.

Wie entstand der Mensch? Wie besiedelte er die Erde? Wie formte er seine Kultur und Gesellschaft? Diese Fragen beschäftigen die Wissenschaft seit Jahrhunderten. Nach heutigem Stand steht fest: Neandertaler entwickelten sich in Europa, der moderne Mensch in Afrika.

Dabei gilt der jüngste Fund und bislang älteste Beleg für den Homo sapiens in Afrika als Sensation: Frühe Homo-sapiens-Knochen aus Jebel Irhoud in Marokko, datiert auf ein Alter von rund 300.000 Jahren. Bis 2017 war man sicher, dass sich der moderne Mensch erst 100.000 Jahre später von Ostafrika aus über den Kontinent verbreitet hat. Unsere Vorfahren verließen Afrika Richtung Asien und Europa in mehreren Auswanderungswellen.

Dabei gingen Forscher bis vor Kurzem davon aus, dass die Evolution der verschiedenen Menschenformen unabhängig voneinander verlaufen ist. Neueste Funde und DNA-Analysen belegen, dass es mehr dieser Menschenformen gab, als angenommen, und auch Vermischungen unter ihnen, wie etwa vor 40.000 Jahren zwischen Denisova-Menschen und dem Homo sapiens. Damit teilen sich Homo sapiens und Neandertaler gemeinsame Vorfahren.

Auch unsere Vorstellung von Neandertalern muss korrigiert werden. Sie haben mehr mit Homo sapiens gemeinsam als bisher angenommen. Analysen des Erbguts einer Neandertaler-Sippe, die im Altai-Gebirge lebte, zeigt, dass sich das Familienleben der Frühmenschen kaum von den bekannten Gruppenstrukturen des Homo sapiens unterschied.

Weshalb der Neandertaler ausstarb, ist bis heute nicht geklärt. Welche Bedeutung hatten die großen Migrationswellen? Was löste sie aus? Wie veränderten sich die klimatischen Verhältnisse, und welchen Einfluss hatte das Klima auf die Evolution des Menschen?

Gert Scobel begibt sich auf eine spannende Spurensuche zu den Anfängen der Menschheit. Er diskutiert mit seinen Gästen den aktuellen Stand der Forschung und spricht mit ihnen darüber, was diese Erkenntnisse für unser heutiges Verständnis von uns selbst bedeuten.

Die Gäste der Sendung:

Miriam Haidle, Professorin für Frühgeschichte & Paläoanthropologie, Uni Tübingen, Koordinatorin des Forschungszentrums The role of culture in early expansions of humans, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und des Senckenberg - Forschungsinstituts

Harald Meller, Archäologe und Prähistoriker, Professor für Archäologie Europas, Universität Halle, Landesarchäologe Sachsen-Anhalt & Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle

Benjamin Peter, Biologe, Schwerpunkt Evolution und Integrative Biologie, Leiter der Abteilung Evolutionäre Genetik am Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 25.05.2023 um 21:00 Uhr auf 3sat.

25.05.2023
21:00
Art:Gespräch/Diskussion
Kategorie:Kultur
Themenbereich:Naturwissenschaften
Erstsendung: 3sat