Die Großen Seen

Frühlingswunder

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Wenn der Frühling beginnt, erwachen die Großen Seen Nordamerikas erneut zum Leben und werden zu einer Bühne für erstaunliche Naturphänomene. An den Südufern des Oberen Sees tauchen leuchtende Steine auf, deren Geheimnissen Wissenschaftler zunehmend auf die Spur kommen. In den Zuflüssen des Ontariosees laichen See-Störe und legen dabei so viele Eier ab, dass sie als Inspirationsquelle für Geschichten über Seeungeheuer dienten. In der Nähe des Huronsees begeben sich Flecken-Querzahnmolche auf eine Reise durch den Schnee. Ihr Ziel ist der immer gleiche Teich, an dem sie sich paaren und in dem sie ihre Eier ablegen. Um ihre Embryos vor Sauerstoffmangel zu schützen, gehen sie eine Symbiose mit Algen ein - als einziges Wirbeltier auf Erden. Sobald die Larven geschlüpft sind, beginnen sie die Nahrungssuche.
Im Voyageurs-Nationalpark werden zum ersten Mal Wölfe gesichtet, die in den Bächen fischen - ihre faszinierende Anpassungsfähigkeit ermöglicht es ihnen, auch in dieser Zeit des Jahres genügend Nahrung zu finden. Mit den steigenden Temperaturen kehren auch die Kanadakraniche, Pfeifschwäne und Gelbbauch-Saftlecker zurück. Die Spechte klopfen Löcher in die Birkenstämme, um den süßen Baumsaft freizulegen. Das zieht nektarliebende Rubinkehlkolibris an. Die Ketten-Klapperschlangen hingegen fliehen vor dem Menschen auf die Inseln des Huronsees.
Der Frühling ist auch die Zeit strategischer Meisterleistungen zum Schutz der Jungtiere. In den Tiefen des Michigansees profitieren Lampsilis-Muscheln von der nährstoffreichen Planktonblüte. Wenn ihre Brutkammer aufbricht, heften sich die Larven an Raubfische wie Forellenbarsche. Im Zulauf des Eriesees legen Rotstreifen-Elritze ihre Eier in die Laichmulden anderer Fische, die diese dann bewachen.
Doch die Ruhe trügt: Die Fische, die normalerweise aus dem Wasser springen, um Insekten zu jagen, leiden unter der Verschmutzung. Und auch der Lebensraum der Elche wird immer kleiner. Die Elchkühe müssen unter Wasser nach den für ihr Kalb notwendigen Mineralstoffen tauchen. Invasive Arten dezimieren heimische Fische seit dem Bau des Wellandkanals in den 30er Jahren. Sie stellen eine ernste Bedrohung für die Großen Seen dar, aber der größte Feind bleibt nach wie vor der Mensch. Es ist an der Zeit, sich bewusst zu werden, dass die heute getroffenen Maßnahmen die Zukunft der Großen Seen bestimmen werden.
Von den Ufern des Oberen Sees bis zu den Niagarafällen - die Großen Seen und ihre Umgebung beheimaten Millionen Lebewesen. Diese beeindruckende Region ist in steter Veränderung begriffen und zeugt von unserer Geschichte. Ein Viertel des weltweiten Süßwassers ist hier gespeichert.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 24.05.2023 um 18:35 Uhr auf arte.