Ein Hauch von Leben



Leben und Tod, Geburt und gleichzeitiger Verlust des Neugeborenen sind eine schmerzliche Erfahrung, die Außenstehende kaum nachvollziehen können. Diese Kinder, die nie das Licht der Welt erblickt haben, bleiben als Sternenkinder für immer in den Herzen ihrer Eltern. Keine Herztöne, kein Lebenszeichen Loreen (32) ist überrascht, als sie von ihrer Schwangerschaft erfährt. Ihr Fokus liegt auf Karriere – ein Kind war nie Teil ihrer Lebensplanung. Aber sie gewöhnt sich rasch an den Gedanken und durchlebt eine schöne Schwangerschaft. Bis kurz vor der Geburt etwas passiert. Zwei Wochen vor der Entbindung plagt Loreen ein extremer Juckreiz, den sie nicht einordnen kann. Mehrfach konsultiert sie ihre Gynäkologin, bis Loreen selbst im Internet eine seltene Verdachtsdiagnose findet: Cholestase. Diese seltene Erkrankung in der Schwangerschaft erfordert eigentlich eine engmaschige Betreuung von Mutter und Kind, die Loreen aber nicht bekommt. Ihre Ärztin spielt ihren Zustand herunter, nimmt die werdende Mutter nicht ernst. Wenige Tage vor dem errechneten Geburtstermin spürt Loreen ihre ungeborene Tochter Kira ein letztes Mal im Bauch. Auf dem Weg zum wöchentlichen Kontrolltermin durchfährt sie plötzlich ein Schauer. Das CTG bestätigt ihr Gefühl der Angst. Die Ärztin findet keine Herztöne mehr, auch auf dem Ultraschall kein Lebenszeichen. "Danach habe ich nichts mehr richtig mitbekommen." Loreen kann sich an die Zeit nur wie im Nebel erinnern. Nach weiteren Untersuchungen steht fest, dass ihre Tochter Kira, die bis dahin völlig gesund war, nicht mehr lebt. Die nächsten 48 Stunden sind extrem. Bei der Entbindung spürt sie dieselben Glücksgefühle wie Mütter lebender Kinder: "Ich fand sie wunderschön", erzählt sie stolz von ihrer Tochter Kira. Gleichzeitig ist sie unendlich traurig. Auch ihr Mann ringt um Fassung. Noch heute überfallen Loreen Schuldgefühle; sie wirft sich vor, keine zweite Meinung eingeholt zu haben, als sie den Verdacht Cholestase hatte. Kurz nach Kiras Tod wird Loreen erneut schwanger. Die neun Monate mit ihrem zweiten Kind im Bauch sind emotional und angsterfüllt, aber Merle kommt gesund zur Welt. Ihr Sternenkind Kira ist nach wie vor Teil von Loreens Alltag. Der tägliche Gang zum Friedhof ist ihr wichtig, wirkt fast therapeutisch. 37 Grad - Was sind Sternenkinder? Egal zu welchem Zeitpunkt Eltern ihr Kind verlieren – ob vor oder nach der 24. Schwangerschaftswoche, ob mit mehr als 500 Gramm oder weniger Gewicht – der Verlust ist immer unermesslich. Wie können Eltern von Sternenkindern das Geschehene verarbeiten? Videolänge 2 min · Doku Momente der Angst Lydia (33) und Dietmar (40) sind eine glückliche, kleine Familie. Sie haben bereits ihre Tochter Greta (2), als Lydia mit ihrem zweiten Wunschkind schwanger wird. Die Freude ist riesig. Doch in der 13. Woche erfahren die werdenden Eltern, dass ihr ungeborenes Kind eine genetische Erkrankung hat, das sogenannte Turner-Syndrom. Die Erkrankung stört die Entwicklung, führt zu Organfehlbildungen und mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zum Tod des Kindes - noch bevor es zur Welt kommt. Lydia und Dietmar setzen sich lange mit der Diagnose auseinander. Übersteht das Baby die risikoreiche Schwangerschaft, könnte es später ein relativ normales Leben führen. Lydia und Dietmar sind sich der nur sehr geringen Lebenschance ihrer zweiten Tochter bewusst, entscheiden sich dennoch gegen einen möglichen Schwangerschaftsabbruch. Bei jedem Arztbesuch rechnen die werdenden Eltern damit, keinen Herzschlag mehr zu hören. Aber das kleine Mädchen ist eine Kämpferin: Fast ist die Mitte der Schwangerschaft erreicht, und das Baby lebt. Die Zeit ist geprägt von zwiespältigen Gefühlen: Momente der Angst, sobald Lydia etwas Ungewöhnliches im Bauch spürt, und Momente der Freude, wenn die kleine Tochter sich bemerkbar macht. Sie scheint so stark zu sein, dass Lydia und Dietmar Hoffnung schöpfen. Doch in der 25 Woche der Schwangerschaft spürt die werdende Mutter, dass etwas nicht stimmt. Die Untersuchung bestätigt, das Herz der Kleinen hat aufgehört zu schlagen. Lydia und Dietmars kleine Tochter Lenna wird tot auf die Welt kommen. Mit einer Trauerbegleiterin suchen die verzweifelten Eltern nach einer Form des Abschieds. 37 Grad-Autorin Anabel Münstermann über den Film Den Eltern eine Stimme und ein Gesicht geben Kurz nachdem mein Film „Keine Zeit für Tränen - Eltern von krebskranken Kindern“ ausgestrahlt wurde, fragte mich die Redaktion 37 Grad, ob ich mir vorstellen könnte, auch einen Film über Sternenkinder und deren Eltern zu machen. Schon wieder ein so schweres Thema, dachte ich mir, aber genau das sind irgendwie meine Themen. Tabuthemen, Schicksale begleiten, hinschauen, wo sonst weggesehen wird. Ich schrieb ein paar Vereine und Selbsthilfegruppen an, wollte schauen, ob sich Betroffene bei mir melden. Der Rücklauf war überwältigend. Mehr als 20 Eltern haben mir lange, intensive und ergreifende Geschichten geschickt. Alle wollten unbedingt, dass das Thema verfilmt wird. Dass endlich gezeigt wird, wie unbegreiflich und groß dieser Schmerz ist. Nach der Lektüre all dieser Schicksale stand mein Entschluss fest. Ich wollte diesen Eltern eine Stimme geben und ein Gesicht. Was sie alle verbindet, ist die Vorfreude auf ein Kind, das sie während der Schwangerschaft gespürt haben, und der grausame Umstand, dass sie es am Ende willkommen heißen und sich zeitgleich von ihm verabschieden mussten. Anfang und Ende eines Lebens in einem. Hinzu kommt das Unverständnis des Umfelds. „Ihr könnt doch noch eines bekommen“, „Ihr habt es doch nie kennengelernt, dann kann die Trauer ja nicht so überwältigend sein.“ Am liebsten hätte ich alle ihre Geschichten verfilmt, um den kleinen Sternenkindern Lukas, Luna, Isabel, Jonas, Maxi oder Theo einen Nachruf und ihren Eltern ihre Botschaft zu schenken. Traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit Für mich als Filmemacherin ist an der Sternenkinderthematik problematisch, dass all diese Erlebnisse in der Vergangenheit liegen und man sehr wenig miterleben kann. Also entschied ich mich für Loreen. Sie war wieder schwanger und ihre zweite Tochter sollte exakt ein Jahr nach ihrer verstorbenen Tochter Kira zur Welt kommen. So, dachte ich mir, habe ich vielleicht mehr Handlung im Bild. Außerdem lernte ich Lydia und Dietmar kennen. Sie wussten, dass ihre zweite Tochter mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit schon vor der Geburt an einem Gendefekt sterben würde. Es war nun also meine Mission, die Not der Sternenkindereltern zu zeigen, zu bebildern, dass der Verlust eines ungeborenen Kindes auch ein Trauerfall, dass ein 500 Gramm Kind auch einen Namen verdient hat und man nicht so ohne weiteres zum Alltag oder zur nächsten Schwangerschaft übergehen kann. Erschüttert hörte ich Loreen zu, die vor einem Jahr ihre Tochter Kira in der 39. Schwangerschaftswoche tot auf die Welt bringen musste. Aber auch ich erwischte mich kurz dabei zu denken, dass sie ja bald wieder Mutter wird und dass sie dann vielleicht ihre Trauer um Kira etwas loslassen kann. Doch Loreens Tränen kamen immer wieder, wenn sie von Kira sprach, auch nach der Geburt von Merle, die Gott sei Dank gesund auf die Welt kam. Lieber reden, als schweigen! Dann waren da noch Lydia und Dietmar, die mich sehr offen an ihrer Odyssee haben teilnehmen lassen. Wir waren gemeinsam beim Ultraschall, beim Gang zu ihrer stillen Geburt und bei der Suche nach einer Ruhestätte für ihre kleine Lenna. Auch ihre Geschichte war berührend. Trotzdem war es eine sehr große Herausforderung ihren Schmerz zu erfassen und vor allem, ihn erlebbar zu machen. Der allgemeine Stillstand, bedingt durch die Pandemie, hat die Dreharbeiten nicht gerade einfacher gemacht. Ein Kind bereits im Mutterleib zu verlieren ist etwas, was weder erklärbar noch nachempfindbar ist. Während der fast zwei Jahre, die ich beide Paare begleiten durfte, geriet ich an Grenzen, wusste oft nicht, ob ich dem dringenden Wunsch aller Sternenkindereltern gerecht werden könne, ob ich ihre Not wirklich einfangen konnte. Schließlich ist es ein leiser, beobachtender Film geworden. Ich habe versucht, den Eltern Raum zu geben für ihre Geschichten. Vielleicht ist es mir gelungen, mit den Stimmen von Lydia, Loreen, Dietmar und Stefan nicht nur den traurigen Verlust ihrer Kinder Kira und Lenna zu zeigen, sondern darüber hinaus ein Verständnis zu schaffen für alle Eltern, die ihre Babys nie lebend in den Armen halten konnten, die mit leeren Armen die Geburtsstation verlassen mussten. Durch den Film habe ich verstanden, dass alle Eltern - ob ihr Kind nun 400 Gramm oder 4 Kilo wog - ein Recht auf Trauer haben, dass ihre Kinder ein Grab brauchen, einen Namen und dass es Erinnerungen braucht an diese Kinder, die nie gelebt haben. Ich bin meinen Protagonist*innen sehr dankbar, dass sie mich so offen aufgenommen haben. Eltern wollen von ihren Sternenkindern erzählen und es wäre falsch, aus Scham, Rücksicht oder Unverständnis nicht mit ihnen darüber zu sprechen. Loreen sagt es so: „Ich rede lieber von meiner Tochter, als dass ich über sie schweige“. </ul> </section> Informationen zum Thema "Plötzlicher Kindstod" 37 Grad - Wenn das Baby im Schlaf verstirbt Es ist die Urangst aller Eltern: das eigene Baby hört auf zu atmen - mitten im Schlaf. Ohne erkennbaren Grund oder Ursache stirbt es. Videolänge 2 min · Doku Eine weitere Reportage 37 Grad - Eine Handvoll Hoffnung Menschliche Tragödien und Wunder liegen dicht beieinander, wenn Eltern ein Kind erwarten. Manchmal endet der Traum vom gesunden, wunderbar entwickelten Baby jäh, weil es zu früh zur Welt kommt. Videolänge 28 min · Doku Weitere Reportagen 37 Grad - Eine Handvoll Hoffnung Untertitel Deutsche Gebärdensprache Audiodeskription Menschliche Tragödien und Wunder liegen dicht beieinander, wenn Eltern ein Kind erwarten. Manchmal endet der Traum vom gesunden, wunderbar entwickelten Baby jäh, weil es zu früh zur Welt kommt. 17.11.2020 Videolänge 28 min · Doku UT DGS AD Jetzt abspielen 37 Grad - Unser Baby soll leben Untertitel Deutsche Gebärdensprache Audiodeskription Die vorgeburtliche Diagnostik hat enorme Fortschritte gemacht. Aber sie kann Eltern auch in ein Dilemma stürzen, wenn sie von einem Gendefekt oder einer Erkrankung ihres Babys erfahren. 20.04.2020 Videolänge 29 min · Doku UT DGS AD Jetzt abspielen 37 Grad - Wenn das Baby im Schlaf verstirbt Es ist die Urangst aller Eltern: das eigene Baby hört auf zu atmen - mitten im Schlaf. Ohne erkennbaren Grund oder Ursache stirbt es. 08.03.2021 Videolänge 2 min · Doku Jetzt abspielen 37 Grad - Eltern verzweifelt gesucht Untertitel Audiodeskription In Deutschland sind über 75.000 Kinder in Pflegefamilien untergebracht, weitere 95.000 in Heimen. "37 Grad" begleitet eine Familie, die einem Pflegekind aus dem Heim ein neues Zuhause geben will. 11.09.2018 Videolänge 28 min · Doku UT AD Jetzt abspielen 37 Grad - Wo ist meine Familie? Untertitel Audiodeskription Sie geben die Hoffnung nicht auf: Viele haben ihre nächsten Verwandten nicht einmal kennengelernt, manchmal weder Vater noch Mutter. Zehntausende Menschen werden in Deutschland vermisst. 12.11.2019 Videolänge 28 min · Doku UT AD Jetzt abspielen 37 Grad - Das Beste für mein Kind Mütter, die ihr Kind zur Adoption freigeben, werden oft als Versagerinnen geächtet und leiden ein Leben lang unter der Trennung. 37 Grad begleitet drei betroffene Frauen. 14.03.2017 Doku Jetzt ansehen Weitere laden </article> Auch interessant Weitere laden </main> Footer mit Inhaltsangabe nach oben Mehr ZDF ZDFapps Smart TV ZDFtext Livestreams Sendungen A-Z TV-Programm ZDF woanders ZDF YouTube ZDF Facebook ZDF Twitter ZDF Instagram Service Tickets Zuschauerservice Kontakt zum ZDF Sitemap Hilfe Das ZDF ZDF Unternehmen Karriere Presseportal ZDF Shop Werbefernsehen Mainzelmännchen Partner Nutzungsbedingungen Datenschutz Impressum
Dieser Film wird am 14.09.2026 um 00:03Uhr depubliziert!

Sender: ZDF