Walter Janssen
Walter Janssen (* 5. September 1936 in Kassel; † 29. April 2001 in Würzburg) war ein deutscher Prähistoriker und Mittelalterarchäologe.
Janssen besuchte das Aufbaugymnasium in Diepholz, wo er 1956 mit Auszeichnung das Abitur absolvierte. Von 1956 bis 1957 studierte er an der Pädagogischen Hochschule Osnabrück, anschließend Ur- und Frühgeschichte bei Herbert Jankuhn an der Universität Göttingen. Während der 1960er Jahre grub er die Wüstung Königshagen (Gemeinde Barbis) im Harz aus, die er im Rahmen seiner Dissertation an der Universität Göttingen (1963) bearbeitete und in zwei Büchern publizierte . Anfang 1963 heiratete er die Realschullehrerin Brigitte Blechschmidt, die ihn fortan und bis zu seinem Tode in seiner Arbeit aktiv unterstützte. 1964 war er wissenschaftlicher Angestellter des Niedersächsischen Verwaltungsamtes Hannover und nahm als wissenschaftlicher Assistent an verschiedenen Ausgrabungen der Universität Bergen teil. 1965 bestand er das Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen.
Ende 1964 zog er ins Rheinland, wo er im Folgenden im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft an den dortigen Wüstungen und Altfeldern arbeitete, was sich auch in seiner 1972 vorgelegten und 1975 publizierten Habilitationsschrift Studien zur Wüstungsfrage im fränkischen Altsiedelland zwischen Rhein, Mosel und Eifelnordrand niederschlug. 1966 wurde er wissenschaftlicher Referent des Rheinischen Landesmuseums. 1971 wurde er zum Landesmuseumsrat, 1974 zum Landesobermuseumsrat befördert. Ebenfalls noch 1974 wurde er zum stellvertretenden Staatlichen Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer und zum Abwesenheitsdirektor des Rheinischen Landesmuseums und außerplanmäßigen Professor an der Universität Bonn ernannt. 1976 schließlich wurde er Abteilungsdirektor. Walter Janssen wurde zum entschiedenen Förderer der Belange der rheinischen Bodendenkmalpflege, insbesondere der bodendenkmalpflegerischen Maßnahmen in den rheinischen Braunkohlerevieren. Publizistischen Niederschlag fand seine Arbeit dieser Jahre in der von ihm begründeten Reihe von Sonderheften der Zeitschrift „Das Rheinische Landesmuseum Bonn“, die zunächst jährlich, später zweijährlich erschienen und die jeweiligen Grabungsergebnisse der rheinischen Bodendenkmalpflege in publikumswirksamer Weise präsentierten. Als Höhepunkt seiner Arbeit im Rheinland erlebte er 1980 noch das Inkrafttreten des Bodendenkmalschutzgesetzes Nordrhein-Westfalen und die damit einhergehende Begründung des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege.
Von 1980 bis 1995 war er Inhaber des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Würzburg und Vorstand des Instituts für Archäologie sowie Vor- und Frühgeschichte.
Seine Schwerpunkte lagen im Bereich der Urnenfelderzeit mit Grabungen auf dem Bullenheimer Berg, wo durch illegale Raubgrabungen mehrere Hortfunde entdeckt wurden und für die Wissenschaft gefährdet waren. Im Bereich der Mittelalterarchäologie gehörte Janssen zu den Pionieren. Seine Arbeiten im Rheinland galten zunächst wieder der Wüstungsproblematik. Schließlich führte er Grabungen an Niederungsburgen und Töpfereien durch, die wesentliche neue Erkenntnisse zur Entstehung der mittelalterlichen Burg lieferten.
Janssen verfasste Überblicksarbeiten zu siedlungs- und wirtschaftsgeschichtlichen Themen der Archäologie des Mittelalters, so zum Handwerk in ländlichen Siedlungen und auf Burgen, zu Forschungsstand und Methodik der Wüstungsforschung.
Janssen war Ehrendoktor der Universität Caen.